Der Bundestag hat mit einer Feierstunde den 75. Jahrestag seiner ersten Sitzung am 7. September 1949 geehrt.
Einer der meist beklatschten Redebeitrage kam vom ehemaligen liberalen Bundesinnenmisters Gerhart Baum (FDP, 91 Jahre).
Er beklagte den Vertrauensverlust in die Demokratie und rief die Politik dazu auf, sich wieder mehr um die Gefühle der Menschen in Deutschland zu kümmern.
Politik sollte das Bedürfnis der Menschen ernster nehmen, sich der Verzweiflung, der Einsamkeit in unserer Gesellschaft mehr widmen und mehr Mitgefühl zeigen. Dabei seien nicht alle Probleme auf einmal lösbar. Zugleich müsse der Wunsch der Menschen respektiert werden, mitwirken zu können.
Die liberale Demokratie stehe weltweit unter Druck autoritärer Kräfte, sagte Baum in seiner bemerkenswerten Rede. Er habe eine solche Situation in seinem Leben noch nicht erlebt und verglich sie mit dem Kalten Krieg. Der sei auch eine starke Bedrohung gewesen, aber „was wir heute an Brandherden und möglichen Brandherden erleben, hält damit nicht stand“.
Er forderte die Zuhörer auf: „Lassen wir nicht zu dass die Erinnerungskultur an den Holocaust wieder in Frage gestellt wird!“ und
„Schluss mit dem Wahn einer ethnisch reinen Nation“.
Die komplette Rede auf dem Youtube-Kanal von Phoenix: