Vor 50 Jahren verstarb ein Vordenker des Sozialen Liberalismus.
Der am 17.10.1929 in Königsberg geborenen deutsche Journalist, Buchautor und liberale Politiker war zunächst in der LDPD(DDR) . Er flüchtete 1949 nach West-Berlin. Nach dem Studium der politischen Wissenschaften machte er ich zunächst als wirtschafts- und sozialpolitischer Redakteur der Frankfurter Rundschau(FR) eine Namen.
In der FDP wurde er 1961 unter dem Rechtsliberalen Erich Mende Bundesgeschäftsführer. 1962 überwarf er sich mit ihm, zog sich zunächst aus der Politik zurück und arbeitet wieder bei der FR.
Er war 1971 Autor der der politischen Streitschrift „Noch eine Chance für die Liberalen oder die Zukunft der Freiheit“. Diese ist 2015 erneut im Fischer-Taschenbuchverlag erschiene ISBN 978-3-10-560243-0, (=> DNB ). Auszüge davon sind auf den Seiten von Tistan Abromeit im PDF-Format zu lesen www.tristan-abromeit.de(K-H-Flach Noch eine Chance.pdf), der Autor um ordoliberale Aussagen ergänzt hat.
1971 kehrte er auf dem Freiburger Parteitag unter dem FDP-Bundesvorsitzenden Walter Scheel als erster Generalsekretär zurück. Das dort verabschiedete Grundsatzprogramm „Freiburger Thesen„ entsprach seinen Vorstellungen, es war damals die Grundlage für die Abkehr von der „Bürgerblock-Mentalität“. Er setzt sich für die Öffnung der FDP für Arbeitnehmer ein. Dieser programmatische Wandel war eine der Grundlage für die sozial-liberale Koalition.
Startchancen angleichen – Versäumte Chancen
Den Titel „Noch eine Chance für die Liberalen“ greifen Helga Schuchardt und Roland Appel in dem 2019 erschienen Buch „Grundrechte verwirklichen Freiheit erkämpfen“ auf, und ergänzen diesen Titel es um „Eine Geschichte verpasster Chancen und Versäumnisse liberaler Politik“. Für Helga Schuchardt waren dies die entscheidenden Passagen der Streitschrift:
„Der liberale Leistungs- und Wettbewerbsbegriff lässt sich aber nur rechtfertigen, wenn Gleichheit oder zumindest starke Annäherung der Startchancen in der Gesellschaft besteht. Die Liberalen haben im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts versäumt, sich immer wieder darum zu bemühen. Sie duldeten eine Verfestigung der sozialen Verhältnisse, die den theoretischen und juristischen Freiheitsbegriff zur Waffe in den Händen einer begrenzten Schicht pervertierte“.
„Die mangelnde soziale Komponente des Liberalismus hat Friederich Naumann bereits vor dem Ersten Weltkrieg treffend gegeißelt. Merkwürdigerweise blieben auch die, die Naumann später verehrten und sich auf ihn beriefen, ziemlich unfähig, den Liberalismus aus seiner Besitzbürgerlichen Erstarrung zu befreien und ihm seine Zukunft zu sichern.“
Für Helga Schuchardt verlor die FDP 1973 mit dem Tod von Karl-Hermann-Flach eine wichtige Triebkraft und hat die Chance an der Stelle verspielt. Mehr dazu in dem „100 Jahre Jungdemokraten Buch„, das noch käuflich erworben werden kann.
Gedenken zum 50. Todestag
Zu seinem 50.Todestag haben erschienen mehrere Artikel:
- Rosa-Luxemburg-Stiftung, Tom Strohschneider; „Sozial erfüllte Freiheit“ Karl-Hermann Flach (1929-1973)
- Frankfurter Rundschau, Peter Hanack: Karl-Hermann Flach, ein Streiter für Liberalismus und Demokratie
- Tagesspiegel, Christian Walter: Karl-Hermann Flach- Frühe Uni-Jahre eines liberalen Stars. Er war ein Star des deutschen Sozialliberalismus der 60er und 70er Jahre. Prägende Jahre verbrachte er am Vorläufer des Otto-Suhr-Instituts der FU Berlin, seine Studentenakte ist bis heute erhalten.